Momentan beschäftigen wir uns bei den Weidtieren intensiv mit unseren Rindern. Wir sammeln Informationen und Tipps für den Umgang mit den Tieren. Das soll uns helfen, unsere Schützlinge besser verstehen und pflegen zu können. Die folgenden Informationen sind natürlich auch für Besucher unsere Weide sehr hilfreich.
Die Weide Kuh-Haltung orientiert sich komplett an den Tieren und nach ihren 5 Grundbedürfnissen:
1. Kühe wollen sehen, wer sie treibt 2. Kühe wollen in die Richtung gehen, wohin sie schauen 3. Bewegung (z.B. Mensch) erzeugt Bewegung (Kuh) 4. Kühe haben immer nur eins im Sinn: Futter 5. Kühe wollen schnell ans Ziel
Um die Kuh besser zu Verstehen, und das ist für uns, die die Tiere betreuen, von großer Wichtigkeit, hier ein paar Informationen, wie bei einem solch großen Tier die Sinne funktionieren.
Das Sehen:
Kühe sind klassische Fluchttiere. Ihre Augen sind seitlich angeordnet. Dadurch haben sie einen Sichtwinkel von 330 Grad. Ihr räumliches Sehvermögen ist aber sehr stark eingeschränkt. Im Vergleich zum Menschen haben sie nur ein drittel unserer Sehschärfe. Sie haben ein eingeschränktes Bildauflösungsvermögen. Die Kuh kann Entfernungen bzw. Abstände nicht gut abschätzen. Trotzdem merken Rinder aber genau, ob sich ihnen etwas nähert oder ob sich etwas von ihnen entfernt. Eine Kuh wie unsere „Schneewittchen“ ist in der Lage aus 6 Metern Entfernung Bewegung von 1 mm zu erkennen. Wenn sich etwas bewegt, flattert oder was auch immer, bemerkt sie das sofort!!! Und in der Nacht sehen Rinder besser als Menschen. Unbedingt wissen UND verstehen muss man das die Kuh ihre Umgebung doppelt so schnell abtastet (sieht) wie wir Menschen. Der Mensch sieht mit ca. 25 Bildern pro Sekunde, die Kuh mit ca. 50 Bildern in der Sekunde. Jede unserer Bewegungen wird von der Kuh somit doppelt so schnell gesehen. Dadurch ergibt sich das hektische Bewegungen vermieden werden müssen um den Fluchtinstinkt nicht auszulösen und das Tier möglichst stressfrei zu führen! In der Kurzform bedeutet das im Umgang mit Kühen: „Immer locker und gelassen bleiben“ Nie aus dem toten Winkel unbemerkt herantreten. Achtung bei flatternden, schwingenden, wehenden und spiegelnden Objekten. Der Pfleger muss immer darauf achten, dass er ein Auge der Kuh deutlich sieht. Dann wird er auch gesehen!!!
Das Hören: Hörbereich Mensch: 20 – 20.000 Hz Hörbereich Rind: 23 – 35.000 Hz Kühe können sehr gut Geräusche lokalisieren. Deshalb sind diese immer in Bewegung. Sie „sehen“ mit den Ohren. Aufgrund ihres hohen Hörvermögens sind Kühe empfindlich gegenüber lauten und schrillen Geräuschen. Wenn aus irgendeinem Grund die Kuh die Annäherung des Pflegers nicht sieht, ist es absolut notwendig, sich anderweitig bemerkbar zu machen. Vorgehensweise: Dem Tier sich akustisch mit ruhiger! Stimme bemerkbar machen. Kühe können nach einiger Zeit Stimmen Personen zuordnen und positives und negatives voneinander unterscheiden. (Also immer freundlich bleiben……) Kühe entwickeln mit der Zeit ein Verständnis für die Aussagen des Pflegers. Bei bestimmten Arbeiten immer die gleichen Anweisungen, ruhig gesprochen, sind mit der Zeit sehr hilfreich im Umgang mit der Kuh. Darauf achten das keine zusätzlichen Geräusche bei der Annäherung entstehen. Wie z.B. von Toren, Gattern oder auch Handyklingeln !! Tipp: Wenn die Arbeit mit der Kuh zeitlich nicht unbedingt notwendig, erst dann Kontakt aufnehmen wenn die Kuh ihren Pfleger von alleine wahrnimmt. Das gilt vor allem wenn der Pfleger alleine auf der Weide ist.
Das Riechen: Der Geruchsinn von Kühen ist wesentlich besser als der von Menschen. Sie erkennen ihre Pfleger und auch andere Personen die regelmässig Kontakt haben, am Geruch. Der Kuh unbekannte Gerüche können sie nervös machen, deswegen am besten auf Parfüm und ähnliches bei der Pflege verzichten. Ausscheidungen der Kühe enthalten Botenstoffe. Diese werden ausgeschieden, wenn z.B. negative Erfahrungen in einer bestimmten Situation gemacht werden. (Klauenpflege) Darauf reagieren dann die anderen Kühe und Kälber und können ebenfalls nervös werden. Es sind weitere „Signale“ als Warnungen für Herdenmitglieder.
Die Stimmung ; Wie die Kuh so drauf ist, kann man daran erkennen, wie Kopf und Schwanz gehalten werden.Auch die Mimik sagt einiges aus. Es ist von grundlegender Wichtigkeit, dass der Pfleger die Verhaltensmerkmale kennt und daraus auf die Stimmung des Tieres schließen kann. Kühe sind aufgrund ihrer Größe mit besonderer Vorsicht zu führen. Es sind keine Kuscheltiere !! Trotzdem ist der soziale Kontakt zum Tier für beide Seiten wichtig. Auch hier gilt: „Immer locker bleiben“, alle Sinne schärfen, beruhigend sprechen und ruhig handeln. Die Kuh liest den Pfleger genauso wie der Pfleger die Kuh. Angst bemerkt die Kuh, wie die meisten Tiere, sofort. Aggression ebenfalls. Wer besser lesen kann ist im Vorteil !!! Evt. ist das auch die Kuh ......
Wer kein Verständnis für große Tiere entwickeln kann oder noch nicht hat, sollte nicht alleine auf eine Weide gehen! Kann der Tierbetreuer die Ausdruckshaltungen deuten, so kann er auch Situationen besser Einschätzen und dementsprechend reagieren.
Was der Tierpfleger auf keine Fall machen darf: Lärm wie Rufen, Schreien, Klopfen, Pfeifen. Schnelle hektische Bewegungen wie mit den Armen fuchteln. Tiere schlagen, rabiat schubsen.Tieren den Weg verstellen, bzw. ihnen in den Weg springen. Angemessenes schieben und ziehen z.B. am Halfter dient der Kuh dazu , zu erkennen was der Pfleger gerade von ihr möchte.