Die Weidetiere haben Zuwachs bekommen. Das Ziegenkind Holly, das mit der Flasche aufgezogen wurde, ist inzwischen Teil der Ziegenherde - und fühlt sich sichtlich wohl. Vorher musste es jedoch noch viel lernen, bevor es von seinen Artgenossen akzeptiert wurde.
Bilder von winzigen Lämmern und Zicklein, die mit der Flasche aufgezogen werden und hinter ihren Ersatzeltern herlaufen, erfreuen immer wieder die Menschen. Eine zuckersüße Traumwelt fast wie aus Hollywood, die mit der Realität nichts zu tun hat.Es ist ein anstrengender und verantwortungsvoller Job einem verwaisten Herdentier den Start in Leben zu geben.
Durch eine Fehlprägung auf den Menschen und den im Haushalt oft lebenden Hund ist eine Eingliederung in eine Herde später meist mit großen Problemen für das Tier behaftet. Ob Schaf oder Ziege, lernen nicht mit ihren Artgenossen zu kommunizieren – was meist mit den Hörnern geschieht -, es kommt zur Ausgrenzung, Mobbing, Depression und Vereinsamung, die auch zum Tod durch verhungern führen kann.
Der Anruf erreichte mich in der ersten Januarwoche 2018 des Tierheimes Köln-Dellbrück: „Anita! Wir brauchen Dich dringend. Es geht um eine kleine Fundziege, erst 2 bis 3 Tage alt. Vom Muttertier oder einer Herde fehlt jede Spur, ebenso von einem Besitzer. Kannst Du das Tier aufnehmen und großziehen?“
Nein, dass konnte ich nicht, denn mit zur Schule nehmen war bei den kalten Temperaturen früh am morgen nicht möglich. So vereinbarte ich, mit der Tierpflegerin Sandra Kammann, die sich des verwaisten Ziegenkindes angenommen hatte Kontakt auf zu nehmen, ihr bei Fragen oder Problemen zu helfen. Quasi per Telefon wurde das Ziegenkind Holly dann professionell aufgezogen und wuchs zu einem kleinen Krawallklops heran.
Das Haus der Ziehmutter wurde umgestaltet und die Hunde im Tierheim auf Trab gebracht. Alle Menschen wurden mit viel Ziegencharme um die kleinen Klauen gewickelt, denn Holly eroberte die Herzen im Sturm. Doch je älter sie wurde, um so dringender stand die Frage im Raum, wohin mit ihr? Gesucht wurde ein Platz, an dem sie sich langsam an Ziegen gewöhnen konnte. Es ist immer ein großes Risiko, wenn Herdentiere nicht artgerecht, das heißt ohne Herdenverband bzw. ohne Artgenossen, aufgezogen werden.
Vor allem mit Hunden zusammen finden es viele als äußerst niedlich und nachahmenswert. Ist es aber nicht, denn das Tier hat später große Probleme sich einzugewöhnen und wird oft von Artgenossen nicht mehr akzeptiert. Kommunikation und Körpersprache müssen erlernt, geübt werden und das ist nicht leicht.
So bot ich Sandra an, uns sonntags mit Holly zu besuchen, damit sie hier quasi in die Vorschule geht. Es klappte prima, denn sowohl Sandra als auch Holly fühlten sich vom ersten Augenblick gut bei uns aufgehoben. Auch von unserer Seite waren alle Herzen schnell erobert. Der kleine Klops lernte sehr schnell das Alphabet der Hörnersprache, lernte die großen Füßen von Frau Witt und Sohn Emil weiträumig zu umgehen, aber auch, dass ein liegender Emil ein prima Kletterberg ist.
Sie begriff schnell, dass Krümel und Gaby extrem eifersüchtig sind, ich, die Chefziege ihr persönliches Eigentum bin und ein fremder Winzling da nix zu suchen hat. Doch das ist dem selbstbewussten Ziegenmädchen pups egal. Regen geht überhaupt nicht, wo bleibt der Schirm, wo die Gummistiefel. Durch Pfützen laufen? IGITT!!!!
Ihre Pflegemama Sandra verbrachte auch zwei Nächte mit ihr hier auf der Weide. Sie schliefen zusammen in unserer Heuvilla, Holly fand es unheimlich und sehr gruselig.
Dann kam der Tag der Tage und Holly blieb auf der Weide in einem schönen gesicherten Unterstand. Kein Jammern und Klagen erklang als Sandra abfuhr und ihr Adoptivkind bei uns lies.
Wenn ihre Mama zu Besuch kommt, die ein lieber Teil unserer Herde wurde, wird sie von ihrem kölschen Mädel freudig und ausgelassen begrüßt. Das wird auch immer so bleiben.
Unsinn hat sie für 20 Ziegen im Kopf. Umbauarbeiten an ihrer Hütte werden sofort in die Tat umgesetzt. Sie möchte ein Panoramafenster, sie baut sich ein Panoramafenster und der liebe Heiko muss anschließend die Ziegenumbauarbeiten wieder richten.