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Kampf gegen Welpen-Händlerringe

Immer wieder fallen Hundeliebhaber auf Anzeigen von Händlerringen auf Internetportalen rein. Aktuell im Norden, in Hamburg und Umgebung. Die Händler sind kaum noch von seriösen Anbieter zu unterscheiden.

Das ist Juri. Er wurde in unserem Tierheim abgegeben, in Henstedt-Ulzburg im Kreis Segeberg. Er ist einer von drei Welpen, die in zwei Wochen zu uns gebracht wurden. Alle waren höchstens 6 Wochen alt, alle drei waren erkrankt an Parvovirose . Der kleine Juri überlebte 3 Tage, ein weiteres kleines Mädchen verlor den Kampf nach 5 Tagen. Noch ist ein Welpe am Leben, wird in der Tierklinik Tag und Nacht betreut, die Prognose ist schlecht aber wir geben die Hoffnung nicht auf.

Was ist passiert? Aktuell ist ein gewissenloser Welpen Händlerring, hauptsächlich in Hamburg aber auch in Norderstedt, am Werk. Er schaltet Anzeigen in einem bekannten online Portal. Und wir reden hier von einer großen Anzahl von Tieren, nicht nur 10 oder 20. Konnte man früher noch erkennen, dass diese Anzeigen nicht ganz „sauber“ waren (anhand der Rechtschreibung oder des niedrigen Kaufpreises, Tiere nicht geimpft o.ä.) agiert dieser Händler professionell.

Alle paar Tage wird der Account gelöscht und ein neuer entsteht. Die Welpen werden mit einem liebevollen Text angepriesen, natürlich sind alle geimpft und die Elternteile sind bekannt, oft sogar reinrassig. Sie können manchmal sogar besichtigt werden. Der Verkaufspreis liegt i.d.R. über 700 €, also sollte man doch meinen, dass es sich hier um eine seriöse Quelle handelt nicht wahr? Vor allem wenn der Anbieter einen weiblichen Namen hat.

Nimmt man dann Kontakt auf, wird als erstes die Impfung revidiert „der Tierarzt sagt es ist zu heiß dafür“ ist eine beliebte Ausrede – dafür wird er den Kaufpreis aber um 50 € senken, das ist doch fair oder? Dass man sich dann irgendwo in der Stadt trifft zur Welpenübergabe ist natürlich Corona geschuldet. Für die Elterntiere ist es selbstverständlich zu stressig, dahin mitzukommen…

Unfassbar, dass trotzdem viele Käufer das zwar etwas merkwürdig finden, sich dann aber irgendwo im Nirgendwo einen winzigen Welpen gegen bis zu 1000 € übergeben lassen – natürlich ohne Schutzvertrag.

Aktuell sind viele Tierkliniken in der Umgebung belegt mit eben diesen totkranken Welpen. Sind die Welpen zu krank oder zu alt (ab 8 Wochen wird der Händler sie schlechter los) werden sie ausgesetzt und sterben einen einsamen Tot. Mit Glück werden sie gefunden, sterben dann in der Klinik. Wer das einmal gesehen hat, wie die Kleinen sich quälen… sich permanent übergeben, der Kot läuft in flüssiger Form oft mit Blut durchsetzt aus dem Hintern, sie sind schlapp, können nicht mehr schlucken – ein grausames Sterben. Der Händler wird zurzeit polizeilich verfolgt, wir hoffen, dass er bald festgesetzt wird.

Doch damit ist nicht Schluss: Es kommt der nächste Händler und weiter geht's. Ist ja auch ein lukratives Geschäft. Solange immer noch Menschen dieses Geschäft unterstützen, werden immer weiter massenhaft Welpen im Ausland produziert (je mehr desto besser, sterben ja viele in den ersten Wochen). Die ausgemergelten Muttertiere werden entsorgt, wenn sie nicht mehr produzieren können. Unser Partner-Tierheim in Polen findet ständig solche Hündinnen. Sie sind körperlich am Ende, haben ihr Leben lang keine Menschenkontakt gehabt, kennen keine Sonne, keine Bäume, lebten in dunklen Schuppen und produzierten Nachwuchs für den deutschen Markt. Falls diese Mütter überleben, brauchen sie sehr lange, bis sie sich an ein „normales“ Leben gewöhnt haben. Oft erleben sie dieses aber gar nicht mehr, seelisch sind sie schon lange gestorben.

Abgesehen davon, dass die Händler illegal Welpen importieren, viel zu jung, nicht geimpft, oft tot krank, macht auch der Käufer sich hier strafbar. Laut Tierschutz Gesetz müssen Welpen mindestens bis zu einem Alter von 8 Wochen bei der Mutter bleiben. Ins Land geholt werden dürfen sie erst nach einer erfolgten Tollwutimpfung, die erfolgt nicht vor dem 3. Lebensmonat. Und merke: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht!

Fazit:

Diesen skrupellosen Welpenhändlern muss endlich Einhalt geboten werden! Es gibt, spätestens nach der Kontaktaufnahme zum Anbieter, ganz klare Unterschiede, die einen skrupelosen Händler von einem seriösen Welpen Anbieter unterscheiden:

IMMER sind die Welpen mindestens 8 Wochen alt (nachweisbar), die Elterntieren – zumindest die Mutter – kann besichtigt werden, es gibt Immer einen Schutzvertrag und die Übergabe erfolgt natürlich nicht auf der Straße.

Seriöse Anbieter haben das größte Interesse daran, dass es ihrem Nachwuchs im neuen Zuhause gut geht. Deshalb erfolgt eine genaue Prüfung des neuen Zuhauses.

Seien Sie sich der Verantwortung bewusst, die wir alle unseren Tieren gegenüber haben. An Parvovirose erkrankte Welpen verteilen das hoch ansteckende Virus natürlich auch, d.h. dass auch „unsere“ legal erworbenen Welpen sich auf der Straße über den Kot anstecken können. Die erste Impfung schützt diese noch nicht davor.

Bitte helfen Sie mit, den Händlerringen ihr skrupelloses Geschäft auszutrocknen: Kaufen Sie keine Tiere bei skurrilen Anbietern, melden Sie Ihrem zuständigen Veterinäramt, wenn Sie solch einen Händler zu erkennen glauben. Denken Sie daran: Sie retten „den armen Welpen“ nicht, indem sie dem Händler auch noch Geld dafür zahlen.

Gastbeitrag des Tierheim Henstedt-Ulzburg im Kreis Segeberg

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